Sturzprophylaxe für Zuhause

So machen Sie Ihr Heim sicherer für pflegebedürftige Angehörige

Warum sind Stürze bei Pflegebedürftigen so gefährlich?

Stürze gehören zu den häufigsten und gefährlichsten Unfällen im Alter. Ein Sturz kann schwerwiegende körperliche Folgen haben, die über die sofort sichtbaren Verletzungen hinausgehen. Eine der gravierendsten Verletzungen ist der Oberschenkelhalsbruch, der oft eine Operation und eine lange Genesungszeit erfordert. Diese Verletzung kann die Mobilität dauerhaft beeinträchtigen, was bei pflegebedürftigen Personen ohnehin bereits ein großes Risiko für weitere gesundheitliche Probleme birgt. 

Neben körperlichen Verletzungen kann ein Sturz auch psychische Folgen haben. Die Angst vor weiteren Stürzen kann dazu führen, dass sich Betroffene weniger bewegen. Diese Inaktivität führt zu einem raschen Muskelabbau, was wiederum die Sturzgefahr erhöht. Dieser Teufelskreis aus Angst und Inaktivität ist besonders gefährlich, da er die Lebensqualität erheblich mindert und die Selbstständigkeit einschränkt. Zudem besteht die Gefahr, dass durch langes Liegen sekundäre Komplikationen wie Lungenentzündungen auftreten, die für ältere Menschen lebensbedrohlich sein können. Einen Sturz zu verhindern, sollte also eine große Priorität bei der Pflege von Angehörigen haben. Damit dies gelingt, gilt es zuerst mögliche Ursachen für einen Sturz so gut es geht zu vermeiden sowie einige Maßnahmen zu treffen. 

Stolperfallen in der Wohnung

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Unauffällige Stolperfallen in der Wohnung sind eine der häufigsten Ursachen für Stürze. Lose Teppiche, ungesicherte Kabel und schlecht beleuchtete Räume können schnell zu gefährlichen Hindernissen werden. Auch scheinbar harmlose Dinge wie nicht richtig platzierte Möbel oder hohe Türschwellen können das Sturzrisiko erhöhen. Besonders in älteren Wohnungen, die nicht barrierefrei gestaltet sind, können diese Stolperfallen vermehrt vorkommen. Es ist daher wichtig, die Wohnung regelmäßig auf solche Gefahrenquellen hin zu überprüfen und entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, um sie zu beseitigen.

Schwindel und gesundheitliche Probleme

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Viele ältere Menschen leiden unter gesundheitlichen Problemen, die ihr Gleichgewicht beeinträchtigen. Schwindel ist eine häufige Ursache für Stürze und kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden, wie z. B. durch Nebenwirkungen von Medikamenten, Dehydration oder durch niedrigen Blutdruck.  Dazu kommt noch, dass ältere Menschen meistens eine Vielzahl an Medikamenten einnehmen. Insbesondere solche zur Blutdrucksenkung können Schwindel verursachen und somit das Sturzrisiko erhöhen. Gefährlich ist es auch, wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden, da hier Wechselwirkungen auftreten können. Es ist daher wichtig, regelmäßig die Medikation zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Fehlverhalten der Pflegebedürftigen

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Das Verhalten der Pflegebedürftigen selbst kann ebenfalls zu Stürzen führen. Viele ältere Menschen lehnen Hilfsmittel wie Gehstöcke oder Rollatoren ab, da sie sich dadurch als „alt“ oder hilfsbedürftig fühlen. Diese Ablehnung kann jedoch sehr gefährlich sein, da so die Sturzgefahr erheblich steigt. Zudem werden oft nicht die richtigen Hilfsmittel verwendet oder die baulichen Gegebenheiten der Wohnung erschweren die Nutzung. Zum Beispiel haben viele ältere Wohnungen zu schmale Türen, durch die ein Rollator nicht passt, was dazu führt, dass dieser nicht benutzt wird. Dies ist wiederum eine Gegebenheit, durch die das Sturzrisiko erhöht wird.

Umgang mit der Situation als Angehöriger

Pflegebedürftige Angehörige zu betreuen, kann ziemlich herausfordernd sein. Es ist wichtig, dass Sie sich selbst dabei nicht überfordern. Zögern Sie nicht, Unterstützung von professionellen Pflegediensten in Anspruch zu nehmen und tauschen Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen aus. Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen bieten oft hilfreiche Unterstützung und können Ihnen auch dabei helfen, besser mit der Situation umzugehen. Es ist auch wichtig, sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen und für Entlastung zu sorgen, um die eigene körperliche und mentale Gesundheit zu erhalten.

Sollte es zu der Situation kommen, dass Ihr Angehöriger Hilfsmittel ablehnt, versuchen Sie, die Vorteile zu erklären und verschiedene Optionen anzubieten. Oft hilft es, wenn der Einsatz von Hilfsmitteln positiv vermittelt wird. Es kann auch hilfreich sein, den Angehörigen an der Auswahl der Hilfsmittel zu beteiligen und verschiedene Modelle auszuprobieren, um das passende zu finden. Am besten kommt man hier weiter, wenn man den Angehörigen mit einer großen Portion Geduld und Verständnis begegnet. Dies ist sehr wichtig, um Widerstände abzubauen und die Akzeptanz zu erhöhen. Auch wenn die Situation für beide Seiten nicht gerade einfach ist, sollte man das Beste daraus machen. 

Claudia Götz, MSc

Pflegeexpertin

Claudia Götz ist eine ausgebildete Wundmanagerin und Pflegeexpertin für geriatrische Pflege mit über 10 Jahren Erfahrung in der Pflege. Mit ihrem Fachwissen unterstützt sie das cogvis Team und gewährt spannende Einblicke in den Pflegealltag.