Wie überzeuge ich Angehörige, Pflege in Anspruch zu nehmen?

Die Entscheidung, professionelle Pflege für einen geliebten Menschen in Anspruch zu nehmen oder die Überstellung in eine Pflegeeinrichtung zu planen, ist oft mit vielen Emotionen und Herausforderungen verbunden. Besonders schwierig wird es, wenn die betroffene Person die Notwendigkeit dieser Maßnahme nicht einsieht oder sich sogar aktiv dagegen wehrt. In diesem Blogbeitrag möchten wir Ihnen einige Strategien und Tipps an die Hand geben, wie Sie ein Familienmitglied oder eine(n) EhepartnerIn davon überzeugen können, dass der Schritt zu einer professionellen Pflege oftmals die beste und sicherste Entscheidung für die ganze Familie ist.

Einfühlsame Kommunikation und Verständnis für Ihr Gegenüber als Grundlage für ein positives Gespräch

Damit das erste Gespräch über die sensible Thematik der Pflege möglichst positiv verläuft, ist der erste und wichtigste Schritt eine einfühlsame und respektvolle Kommunikation. Am besten setzen Sie sich mit Ihrem Angehörigen zusammen und sprechen offen und ehrlich über Ihre Sorgen und Beobachtungen. Achten Sie darauf, dass Sie in einem ruhigen und ungestörten Moment sprechen, damit sich Ihr Gegenüber nicht überrumpelt fühlt. Ein derartiges Gespräch klingt in der Theorie immer einfach, jedoch kann es in der Situation selbst ganz schön schwierig sein, vor allem, wenn starke Emotionen damit verbunden sind. Damit es Ihnen leichter fällt, haben wir hier noch ein paar Tipps für das Gespräch:

Hören Sie aktiv zu:

 Auch wenn Sie das Gespräch initiieren, versuchen Sie Ihrem Gegenüber aufmerksam zuzuhören und zeigen Sie Verständnis für die Gefühle und Bedenken der betroffenen Person. Es kann schnell passieren, dass sich ältere Menschen übergangen oder bevormundet fühlen, vor allem wenn es um die Wahrscheinlichkeit geht, in ein Pflegeheim eingewiesen zu werden. Es ist unfassbar wichtig, dass Sie der Person Raum geben, ihre Sichtweise darzustellen.

Vermeiden Sie Vorwürfe:

Die meisten älteren Menschen wollen der eigenen Familie oder den engsten Vertrauten nicht zur Last zu fallen. Auch wenn der Körper nicht mehr exakt das tut, was man gerne möchte, so ist es umso schlimmer, wenn man das Gefühl verspürt, mit einer Einweisung in eine Pflegeanstalt offiziell als “alt” und “gebrechlich” abgestempelt zu werden. Um dies zu vermeiden, beziehen Sie einfach das Thema auf sich und formulieren Sie Ihre Sorgen in Ich-Botschaften. Sagen Sie zum Beispiel: „Ich habe Angst, dass du stürzt, wenn du alleine zuhause bist,“ anstatt: „Du könntest stürzen, wenn du alleine bist.“

Stellen Sie Informationen bereit:

Informieren Sie Ihre Angehörigen über die Vorteile professioneller Pflege. Oftmals bestehen Vorurteile oder Ängste aufgrund von Unwissenheit. Zeigen Sie auf, dass moderne Pflegeeinrichtungen mit fortschrittlicher Technologie ausgestattet sind, die die Lebensqualität erheblich verbessern können. Ein Beispiel dafür sind Sturzsensoren, die automatisch Hilfe rufen, wenn jemand stürzt, und somit ein hohes Maß an Sicherheit bieten.

Erarbeiten Sie gemeinsame Lösungen:

Betonen Sie, dass es darum geht, gemeinsam eine Lösung zu finden, die das Wohlbefinden aller gewährleistet. Zeigen Sie, dass Sie an einer partnerschaftlichen Lösung interessiert sind. Ermutigen Sie die Person auch dazu, ihre Sicht der Dinge zu erläutern. Eventuell hilft auch der Vorschlag, gemeinsam eine Pflegeanstalt auszuwählen, sofern dies möglich ist.

Viele Einrichtungen bieten komfortable und altersgerechte Wohnmöglichkeiten

Bleiben Sie flexibel und nähern Sie sich dem Thema in kleinen Schritten

Es ist hilfreich, nicht sofort auf eine vollständige Überstellung in eine Pflegeeinrichtung zu drängen. Es ist mit Sicherheit einfacher für die Betroffenen, mit der Situation umzugehen, wenn sie mit der Entscheidung nicht überrumpelt werden
und schon gar nicht das Gefühl haben, dazu gedrängt zu werden. Sie können auch mit kleinen Schritten beginnen, wie der Inanspruchnahme eines ambulanten Pflegedienstes oder der Teilnahme an Tagespflegeprogrammen. Diese Maßnahmen können als sanfter Übergang dienen und Ihrem Angehörigen oder Ihrer Angehörigen zeigen, dass professionelle Pflege durchaus Vorteile bringt.

Ambulante Pflegedienste:

Diese bieten Unterstützung im Haushalt, bei der Körperpflege oder bei medizinischen Aufgaben. So kann Ihr Angehöriger weiterhin in seiner gewohnten Umgebung bleiben, erhält aber dennoch die notwendige Hilfsofern dies möglich ist.

Tagespflege:

Diese Programme bieten tagsüber Betreuung und Aktivitäten, während Ihr Angehöriger abends und nachts zuhause bleibt. Dies kann eine gute Möglichkeit sein, die Vorteile professioneller Pflege kennenzulernen, ohne sofort vollständig in eine Pflegeeinrichtung umziehen zu müssen.

Essen auf Rädern:

Diese Einrichtung bietet eine Unterstützung für Menschen, die sich selbst nicht mehr gut verpflegen können und liefert ihnen je nach Bedarf warme Mahlzeiten nach Hause. Dies entlastet auch Angehörige, die oftmals eine Doppelbelastung haben, da sie nicht nur für die eigene Familie, sondern auch für die pflegebedürftige Person kochen müssen.

Essen auf Rädern ist bereits vielerorts verfügbar

Warum die Unterstützung durch eine neutrale dritte Person sinnvoll sein kann

Manchmal kann es nützlich sein, eine neutrale dritte Person in das Gespräch einzubeziehen und auch um ihre Expertise und objektive Sichtweise zum Thema zu bitten. Dies kann ein Arzt, eine Pflegeberaterin oder eine andere Vertrauensperson
sein. Eine professionelle Meinung von außen kann dazu beitragen, die Notwendigkeit der Pflege objektiver darzustellen und Widerstände abzubauen. Hierbei geht es in erster Linie um zwei Kernthemen: Objektivität und Vertrauen. Ein Arzt oder Pflegeberater kann medizinische und pflegerische Aspekte sachlich erklären und den Bedarf an professioneller Pflege untermauern. Oft haben ältere Menschen besonderes Vertrauen zu ihrem Arzt oder anderen externen Fachkräften. Wenn diese die Notwendigkeit der Pflege bestätigen, ist die Bereitschaft zur Zustimmung möglicherweise höher.

Mit professioneller Unterstützung bleibt mehr Zeit für gemeinsame Aktivitäten

Zeigen Sie eine positive Perspektive für die Zukunft auf

Das Thema Pflege ist für viele Menschen leider meist sehr negativ besetzt, vor allem dann, wenn es sie selbst betrifft. Deshalb ist es umso wichtiger, dass Sie sich bemühen, im Gespräch vor allem die positiven Seiten einer professionellen Pflege aufzuzeigen. Diese können zum Beispiel sein, dass Ihr Angehöriger in einer Pflegeeinrichtung oder mit ambulanter Unterstützung mehr Zeit für angenehme Aktivitäten hat und Sie sich wieder mehr auf die schönen gemeinsamen Momente
konzentrieren können, anstatt sich nur um die Pflege kümmern zu müssen.

Die Überzeugung eines Angehörigen, professionelle Pflege in Anspruch zu nehmen, erfordert Geduld, Einfühlungsvermögen und eine klare Kommunikation. Indem Sie die Vorteile moderner Pflege aufzeigen, kleine Schritte gehen und Ihre eigenen Grenzen erkennen, können Sie Ihrem oder Ihrer Angehörigen die Angst vor Veränderungen nehmen und zu einer besseren Lebensqualität für alle beitragen. Denken Sie daran, dass professionelle Pflege nicht das Ende der Selbstständigkeit für die betroffene Person bedeuten muss, sondern eine Unterstützung für ein sicheres und erfülltes Leben sein kann.