Sturzprophylaxe für Zuhause

So machen Sie Ihr Heim sicherer für pflegebedürftige Angehörige

Wenn ein pflegebedürftiger Angehöriger zu Hause betreut wird, steht dessen Sicherheit an erster Stelle. Besonders Stürze stellen eine große Gefahr dar und können schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben. Mit zunehmendem Alter und eingeschränkter Mobilität steigt das Sturzrisiko erheblich. Glücklicherweise können wir durch gezielte Maßnahmen in der Sturzprophylaxe viele dieser Unfälle verhindern. In diesem Ratgeber erfahren Sie, welche Stolperfallen in Ihrem Zuhause lauern können und wie Sie gesundheitliche Risikofaktoren erkennen. Darüber hinaus geben wir Ihnen praktische Hinweise zur Sturzprophylaxe an die Hand, die Ihr Wohnumfeld sicherer gestalten und Hinweise, wie Sie als pflegende Angehörige mit herausfordernden Situationen umgehen können.

Inhaltsverzeichnis

Warum sind Stürze bei Pflegebedürftigen so gefährlich?

Stürze gehören zu den häufigsten und gefährlichsten Unfällen im Alter. Ein Sturz kann schwerwiegende körperliche Folgen haben, die über die sofort sichtbaren Verletzungen hinausgehen. Eine der gravierendsten Verletzungen ist der Oberschenkelhalsbruch, der oft eine Operation und eine lange Genesungszeit erfordert. Diese Verletzung kann die Mobilität dauerhaft beeinträchtigen, was bei pflegebedürftigen Personen ohnehin bereits ein großes Risiko für weitere gesundheitliche Probleme birgt. 

Neben körperlichen Verletzungen kann ein Sturz auch psychische Folgen haben. Die Angst vor weiteren Stürzen kann dazu führen, dass sich Betroffene weniger bewegen. Diese Inaktivität führt zu einem raschen Muskelabbau, was wiederum die Sturzgefahr erhöht. Dieser Teufelskreis aus Angst und Inaktivität ist besonders gefährlich, da er die Lebensqualität erheblich mindert und die Selbstständigkeit einschränkt. Zudem besteht die Gefahr, dass durch langes Liegen sekundäre Komplikationen wie ein Dekubitus oder Lungenentzündungen auftreten, die für ältere Menschen lebensbedrohlich sein können. 

Sturzursachen und Tipps zur Prävention

Einen Sturz zu verhindern, sollte also eine große Priorität bei der Pflege von Angehörigen haben. Damit dies gelingt, gilt es, zuerst mögliche Ursachen so gut es geht zu vermeiden sowie einige Maßnahmen zur Sturzprävention zu treffen.

Stolperfallen in der Wohnung

© Matthias Zomer von Pexels

Unauffällige Stolperfallen in der Wohnung sind eine der häufigsten Ursachen für Stürze. Diese Hindernisse können schnell gefährlich werden:

  • Lose Teppiche
  • Ungesicherte Kabel
  • Schlecht beleuchtete
  • Nicht richtig platzierte Möbel
  • Hohe Türschwellen

Besonders in älteren Wohnungen, die nicht barrierefrei gestaltet sind, können diese Stolperfallen vermehrt vorkommen. Eine wirksame Sturzprophylaxe beginnt daher mit einer regelmäßigen Überprüfung der Wohnung auf solche Gefahrenquellen und dem Ergreifen entsprechender Maßnahmen, um sie zu beseitigen.

Schwindel und gesundheitliche Probleme

©Anna Shvets von Pexels

Viele ältere Menschen leiden unter gesundheitlichen Problemen, die ihr Gleichgewicht beeinträchtigen. Schwindel ist eine häufige Ursache für Stürze und kann durch eine Vielzahl von Faktoren ausgelöst werden – wie zum Beispiel durch Nebenwirkungen von Medikamenten, Dehydration oder durch niedrigen Blutdruck. Eine ganzheitliche Sturzprophylaxe muss daher auch die Medikation berücksichtigen, da ältere Menschen meistens eine Vielzahl an Arzneimitteln einnehmen. Insbesondere solche zur Blutdrucksenkung können Schwindel verursachen und somit das Sturzrisiko erhöhen. Gefährlich ist es auch, wenn mehrere Medikamente gleichzeitig eingenommen werden, da hier Wechselwirkungen auftreten können. Es ist daher wichtig, regelmäßig die Medikation zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen.

Fehlverhalten der Pflegebedürftigen

©Rollz International von Pexels

Das Verhalten der Pflegebedürftigen selbst ist ein wesentlicher Faktor in der Sturzprophylaxe. Viele ältere Menschen lehnen Hilfsmittel wie Gehstöcke oder Rollatoren ab, da sie sich dadurch als „alt“ oder hilfsbedürftig fühlen. Diese Ablehnung kann jedoch sehr gefährlich sein, da so die Sturzgefahr erheblich steigt. Zudem werden oft nicht die richtigen Hilfsmittel verwendet oder die baulichen Gegebenheiten der Wohnung erschweren die Nutzung. So haben viele ältere Wohnungen zu schmale Türen, durch die ein Rollator nicht passt, was dazu führt, dass dieser nicht benutzt wird. Dies ist wiederum eine Gegebenheit, durch die das Sturzrisiko erhöht wird.

Umgang mit der Situation als Angehöriger

Pflegebedürftige Angehörige zu betreuen, kann ziemlich herausfordernd sein. Es ist wichtig, dass Sie sich selbst dabei nicht überfordern. Zögern Sie nicht, Unterstützung von professionellen Pflegediensten in Anspruch zu nehmen oder tauschen Sie sich mit anderen pflegenden Angehörigen über mögliche Maßnahmen zur Sturzprophylaxe aus. Selbsthilfegruppen oder Beratungsstellen bieten oft hilfreiche Unterstützung und können Ihnen auch dabei helfen, besser mit der Situation umzugehen. Es ist auch wichtig, sich regelmäßig Auszeiten zu nehmen und für Entlastung zu sorgen, um die eigene körperliche und mentale Gesundheit zu erhalten.

Sollte es zu der Situation kommen, dass die pflegebedürftige Person Hilfsmittel ablehnt, haben Sie verschiedene Möglichkeiten, diese Person zu einem Umdenken zu bewegen:

  • Vorteile hervorheben: Versuchen Sie, die Vorteile – wie die Prävention eines Sturzes – zu erklären und verschiedene Optionen anzubieten. Oft hilft es, wenn der Einsatz von Hilfsmitteln positiv vermittelt wird.
  • Auswahl anbieten: Es kann auch hilfreich sein, den Angehörigen an der Auswahl der Hilfsmittel zu beteiligen und verschiedene Modelle auszuprobieren, um das passende zu finden.
  • Geduld mitbringen: Am besten kommt man hier weiter, wenn man den Angehörigen mit einer großen Portion Geduld und Verständnis begegnet.

Diese Punkte sind sehr wichtig, um Widerstände abzubauen und die Akzeptanz rund um das Thema Sturzprophylaxe für zuhause zu erhöhen. Auch wenn die Situation für beide Seiten nicht gerade einfach ist, sollte man das Beste daraus machen.

Claudia Götz, MSc

Pflegeexpertin

Claudia Götz ist eine ausgebildete Wundmanagerin und Pflegeexpertin für geriatrische Pflege mit über 10 Jahren Erfahrung in der Pflege. Mit ihrem Fachwissen unterstützt sie das cogvis Team und gewährt spannende Einblicke in den Pflegealltag.

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